PM: Vielfalt bewahren und fördern – Weizen im Fokus

Zum 11.Symposium des Dachverbandes Kulturpflanzen- und Nutztiervielfalt trafen sich Ende November in Witzenhausen bei Kassel etwa fünfzig Mitglieder von Erhaltungsinitiativen und andere Interessierte.

Schwerpunkt war in diesem Jahr das Thema „Weizenvielfalt“.

Das „Weizen-Notkommitee“ vom Hof Ulenkrug zog ein Resümee seiner nun fast zehnjährigen Arbeit. Es war gegründet worden, nachdem auf den Anbauflächen der Genbank in Gatersleben im Jahr 2006 Versuche mit genmanipuliertem Weizen begonnen hatten und die Gefahr entstanden war, das Sorten, die die Genbank zum Erhaltungsanbau ausgebracht hatte, durch GVO-Einkreuzungen kontaminiert würden. Annähernd 1300 GVO-freie Sortenproben von Weizen und anderen Getreidarten waren im Laufe der Jahre von der Genbank angefordert und an Dutzende Erhalter verteilt worden, die diese dann säten und ernteten und auf diese Weise halfen die Keimfähigkeit zu erhalten.
Sortenproben wurden auch BäuerInnen in den ursprünglichen Herkunftsländern wie Mexiko, Ägypten, Äthiopien, Südkorea oder Indien weitergegeben.

Die „Kampagne für Saatgut-Souveränität“ stellte die Konzentrationsprozesse auf den Saatgut- und Agrarchemie-Sektor dar. Außerdem wurden gegenwärtig laufenden Forschungsprojekte für Hybridweizen beschrieben, an denen auch die großen Saatgutkonzerne beteiligt sind – unterstützt von der deutschen Bundesregierung. Hybride können nicht nachgebaut werden, sondern nur von den Firmen, denen die Eltern gehören, erzeugt werden. Bei Weizen-Saatgut, das derzeit noch in großem Umfang von bäuerlichen Betrieben selber erzeugt wird, würde die Einführung von Hybriden ein Ende dieser bäuerlichen Selbständigkeit bedeuten und eine enorme Gewinnquelle für Saatgutkonzerne darstellen. .Auch die mittelständische Weizenzüchtung in Deutschland könnte durch die Umstellung auf Hybridweizen in Bedrängnis kommen.

Auf dem Symposium wurden auch Gegenbewegungen vorgestellt: Zwei Witzenhäuser Studentinnen der ökologischen Landwirtschaft berichteten von der Saatgut-Karawane der „jungen Arbeitsgemeinschaft bäuerliche Landwirtschaft“, die sie Anfang Juni dieses Jahres mit organisiert hatten.
Die Karawane führte zu verschiedenen ökologischen Züchtern in Süddeutschland und zu Betrieben im Osten Frankreichs, in denen modellhaft eine Integration von Getreideanbau, -züchtung und -verarbeitung betrieben wird. Die „Aktion Agrar“ stellte ihre Kampagne „freier Weizen statt Konzerngetreide“ vor und wies auf den bevorstehenden Kongress zur Weizenzüchtung hin, mit dem die deutsche G20-Präsidentschaft die Hybridweizen-Forschung und die Forschung mit gentechnischen Methoden an Getreide unterstützt.

Frau Prof. Finckh von der Uni Kassel berichtete über die Untersuchung moderner Landrassen von Weizen. Da der Züchtungsfortschritt an alten Landrassen vorbei gegangen sei, wurde durch die Beimischung von Linien und Sorten zu Landrassen neue Vielfalt erzeugt. Die daraus hervorgegangenen Population wurden jeweils ökologisch und konventionell angebaut und miteinander verglichen. Frau Prof. Finckh konnte von ordentlichen Erträgen berichten.

Neben den Beiträgen zum Thema „Weizen“ berichteten  auch in diesem Jahr wieder verschiedene Organisationen und ForscherInnen über ihre Arbeit, wie etwa der „Kultursaat e.V.“, das „Genbänkle“ aus Baden-Württemberg und die Getreidezüchtung Darzau.

Thomas Gladis vom Kaiserstühler Garten bzw. Gemüseackerdemie referierte über die potenziell nutzbaren tiergenetischen Ressourcen in Deutschland, darunter zahlreiche Insekten, mit denen er zu Bestäubungszwecken Haltungs- und Züchtungsversuche durchgeführt hat.

Hans-Joachim Bannier vom Pomologenverein stellte neuartige Sonnenbrandschäden an Äpfeln dar, die er in seinem Obstsortengarten Olderdissen bei Bielefeld dokumentiert hatte.

Die Mitgliederversammlung des Dachverbandes Kulturpflanzen- und Nutztiervielfalt konnte die Aufnahme zweier neuer Mitglieder vermelden (das „Gebbänkle“ aus Baden-Württemberg sowie den Obst- und Gartenbauverein Bengel aus Rheinland-Pfalz). In den fünfköpfigen Vorstand des Dachverbandes wurde Doris Seibt nachgewählt, weiterhin gehören dazu Iris Förster, Dr. Susanne Gura, Hans-Joachim Bannier und Andreas Riekeberg.

Kontakt:
Andreas Riekeberg, Vorstand
Email: a.riekeberg@jpberlin.de
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